Besuch in Cape Coast
von Redaktion
Cape Coast 2021
"Thank you for having me Ghana!”
Ein Bericht über meine zwei Monate (23.04.-05.06.) in unserer ghanaischen Partnerstadt Cape Coast
(Click here for the report in English)
In Cape Coast
Als Mitglied des Vereins „Partnerschaft Bonn Cape Coast e.V.“ war es für mich möglich, Ende April 2021 für knappe zwei Monate nach Cape Coast zu reisen, um dort als Praktikantin vergangene Projekte zu evaluieren, alte Kontakte zu vertiefen und neue zu knüpfen. Mithilfe meiner Recherche und der Interaktionen vor Ort sollten neue potenzielle Projekte identifiziert und vor allem alte Kooperationen optimiert werden.
Vom ersten Tag an wurde ich in Ghana herzlich empfangen und freundlich miteinbezogen. Bereits zu Beginn war es dank der unterstützenden Hilfe von Annette (1. Vorsitzende des Vereins) und Richmond Yeboah, meiner Ansprechperson in Ghana, möglich, einige Mitglieder der Metropolitan Assembly (CCMA) zu treffen, die zuvor durch die Kooperation der zwei Städte bereits in Bonn zu Besuch waren. Gemeinsam konnten hierbei u.a. die Vorgänge bei der Einrichtung des bereits 2016 initiierten Biodiversity Centre im Rahmen der Renaturierung der Fosu Lagune besprochen werden. Außerdem war es möglich, durch Kontakt zum Leiter des „Seifentrainings“, Mr. Kofi Essumen, sowie zu einer der Frauen, die am Workshop teilgenommen hatten, auch das Seifenprojekt rückblickend zu betrachten, um aus erster Hand Informationen über die Wirkung und Nachhaltigkeit des Projekts zu erlangen. Dank Richmond Yeboah konnte die Technical University (CCTU) mehrfach besucht werden, um im Hinblick auf wissenschaftlich fundierte Kooperationen über potenzielle künftige gemeinsame Projekte zu sprechen. Besonders wichtig war im Rahmen meines Aufenthaltes auch der Kontakt zu den Medien, wie den lokalen Radiostationen der Universität von Cape Coast „Atlantik (ATL) FM“ und der CCTU „Eagle FM“. Wichtig sollen für die Zukunft auch die vertiefende Förderung des interkulturellen Austausches sein, wofür mediale Kooperationen von Bedeutung sind.
Des Weiteren konnte ich bspw. die NGO Ghana Heritage Conservation Trust (GHCT) für gemeinsame Gespräche besuchen. Der GHCT ist aufgrund seiner verwaltenden Funktion für Projekte, die künftig idealerweise auch im Biodiversity Center stattfinden sollen, ein wichtiger Kooperationspartner. Während meines Aufenthaltes stand vor allem der persönliche Kontakt zu den Menschen und Partner*innen im Vordergrund. Außerdem konnte ich das Baobab Youth Training Center der Baobab Children Foundation besuchen, das in der Nähe von Cape Coast nachhaltige Bildung für junge Ghanaer*innen ermöglicht.
Klimakrise in Cape Coast
Besonders schockierend waren die direkt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in Cape Coast. An der Küste direkt am Strand waren von Elmina (Stadt ca. 10 km westlich von Cape Coast) fast durchgängig parallel zum Meer so genannte „sea defences“ (= Steinmauern) gebaut worden, die Überschwemmungen aufgrund des steigenden Meeresspiegels verhindern sollen. In Cape Coast am Strand wurden mehrere „sea defences“ wie Stege ins Meer gebaut, wodurch zwischen den einzelnen Steinwällen Durchgänge zum Meer möglich waren. Dennoch gab es einen überaus starken Wellengang, wobei der Strand trotz dieser Vorkehrungen an seiner Breite einbüßen musste.
Während meines Aufenthaltes (Mai/Juni) hatte ich mich außerdem auf starke Regenfälle durch die Regensaison eingestellt, die jedoch weitestgehend ausblieben. Darunter hat besonders die lokale Farmarbeit gelitten. Sehr positiv erfreute mich, dass in Cape Coast am Strand Mülltonnen aufgestellt wurden, um die in Ghana derzeit leider noch vielfach vorherrschenden Probleme mit der Müllentsorgung möglicherweise ein wenig zu verbessern.
Leben in Cape Coast
Im Rahmen meines Aufenthaltes lebte ich im Baobab Guest House, dessen Erlös der zuvor erwähnten Baobab Foundation zugutekommt. Das gemütliche Hostel mit leckerem veganen/vegetarischen Essen, eigenem Shop und unbeschreiblich freundlichem Personal war mein Zuhause für zwei Monate. Zumeist war ich aufgrund der Coronapandemie allerdings die einzige Gästin, wobei nicht nur das Baobab, sondern die gesamte, sonst stark vom Tourismus geprägte Stadt Cape Coast unter der Coronapandemie litt.
Unterwegs war ich vor Ort häufig zu Fuß – wodurch ich mir unter den Ghanaer*innen so einige verwirrte Blicke einfing – oder mit den lokalen Verkehrsmitteln, den Taxis oder sogenannten Pragyas (eine Art „Mofa-Kutsche“) sowie mit den Minibussen, den TroTros. Die Stadt Cape Coast beeindruckte mich durch ihre lebendige und freundliche Art. Es war sehr einfach, ob an der Uni oder in der Stadt, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Sie standen mir hilfsbereit zur Seite und behandelten mich stets freundlich und respektvoll. Das laute und lebendige Leben in Cape Coast gefiel mir sehr, und ich besuchte mit Freundinnen vor Ort auch – ganz wie die Locals – Gottesdienste. In meiner Freizeit erkundete ich zu Fuß die Stadt. Ich liebte es zum Beispiel, mir die unbeschreiblich wunderschönen Sonnenauf- und Sonnenuntergänge am Strand anzusehen. Sehr erschütternd war eine Tour durch das Cape Coast Castle, die mich fassungslos machte. Ein Besuch des Castle erschien mir absolut notwendig, um die schreckliche Vergangenheit Cape Coasts niemals zu vergessen und adäquate Informationen zu erlangen. Auch die vielen kolonialen Ruinen inzwischen den kleinen Häuschen der Ghanaer*innen prägen das Stadtbild dieser von geschichtlichen Ereignissen stark geprägten, westafrikanischen Küstenstadt.
Meine Zeit in Cape Coast verging viel zu schnell, und ich kann es kaum erwarten, eines Tages erneut Besucherin dieser wunderschönen und vielfältigen Stadt zu sein. Ich hoffe sehr, dass sich die nun geplanten Projekte erfolgreich umsetzten lassen, und kann eine Reise nach Ghana und in die Stadt Cape Coast nur wärmstens empfehlen.